Entlang der Nordseeküste bauten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Bunker und Verteidigungsanlagen. Ein Teil dieses Atlantikwalls war die Festung Thyboron an der Westküste von Dänemark. Bis heute sind Teile der Bunker erhalten und erzählen Besuchern die bewegte Geschichte der Region.
Thyboron – Festung mit strategischer Bedeutung
Der kleine Ort Thyboron, der am Ende einer etwa 10km langen Landzunge liegt, wurde am 10. April 1940 von der deutschen Wehrmacht besetzt, gerade einmal einen Tag nach deren Ankunft in Dänemark. Und das hatte einen triftigen Grund: Das Fischerdorf Thyboron war ein strategisch sehr wichtiger Punkt, da es den gesamten Zugang zum Limfjord sicherte und zudem einen guten Blick auf die Briten garantierte. Außerdem war es für die Nationalsozialisten ein Leichtes den kleinen Ort zu schützen.
So entstanden 1943 und 1944 während der deutschen Besatzung in Thyboron entlang der Küste insgesamt 106 Bunker: 66 Große und 40 Kleine. Diese sollten das Eindringen fremder Schiffe in den Limfjord verhindern und dienten unter anderem als Schlafunterkünfte, Radarstationen oder Depots. Zusätzlich wurden genau wie in anderen Teilen Dänemarks auch in Thyboron zahlreiche Seemienen ausgelegt, um die Alliierten zu bekämpfen.
Die Festung von Thyboron und seine besondere Tarnung
Die Bunker in Thyboron wurden als Tarnbunker erbaut und waren in ihrer Beschaffenheit einzigartig. Anders als konventionelle Tarnbunker wurden die Bauten hier nicht an die Beschaffung der umliegenden Natur angepasst, sondern als gewöhnliche Häuser der Stadt Thyboron getarnt. Die einzelnen Gebäude ähnelten beispielsweise Bauernhöfen, Wohnhäusern oder auch Fabriken, sodass sie sich nahtlos in das bestehende Stadtbild einfügten. Erbaut wurden die Bunker jedoch nicht von den Nationalsozialisten selbst, sondern von den dänischen Arbeitern unter Anleitung der Besatzer. Arbeitslosen wurden keine Alternativen angeboten, sondern ausschließlich dem Bau der Verteidigungsanlagen zugeteilt
Die Festung Thyboron in der Gegenwart
Heute, mehr als 75 Jahre nach der Befreiung Dänemarks durch die Alliierten sind in Thyboron die Spuren der deutschen Wehrmacht noch immer sichtbar. Eine Großzahl der insgesamt 106 Bunker sind mittlerweile im Meer oder im Sand der Dünen versunken. Bei einem Spaziergang entlang der Nordseeküste kannst Du auf die Überreste klettern oder die Betonbauten sogar von innen bestaunen.
Einer der Tarnbunker der Festung Thyboron wurde aufwendig restauriert und beherbergt heute das Küstencenter. In diesem erfahren Besucher bei interaktiven Ausstellungen alles über die bewegte Geschichte des kleinen Fischerdorfes und können einen authentischen Bunker besichtigen. Besonders spannend dargelegt ist die Geschichte über den sogenannten Schildkrötenspion – ein Architekt der für die deutschen Besetzer arbeitete aber gleichzeitig Spion für die Engländer war und somit weltberühmt wurde.